Die Palatia soll leben hoch!
... Mit diesem Ruf wurde im Mai 1908 unser Verein aus der Taufe gehoben. Es waren einige zum größten Teil noch sonntagsschulpflichtige Burschen, die das Wagnis unternahmen, den Fußballsport in unserem Dorfe einzuführen, nachdem der im Jahre 1905/06 gegründete Fußballclub "Teutonia", von allen Seiten schwer bekämpft, sich wieder auflösen musste. Es gehörte wirklich viel Mut dazu, denn bis dahin kannte man nur Gesang-, Turn-, Militär- und Kriegerverein. Alles Neue wurde mit Argwohn und Misstrauen bedacht. Aber die Gründer: August Bender, Ludwig Bender, Ludwig Eitzer, Johann Fouquet, Adam Groß, Ludwig Haß, Karl Metzger, Fritz Müller, Heinrich Müller, Johann Müller, Fritz Oberbeck, Jakob Oberbeck, Eugen Platz, Ludwig Platz, Eugen Theobald, August Schwager ließen sich nicht beirren und gingen ihren Weg.
Der Sport- und Spielplatz war die "Lehmegrieb". Auf diesem unebenen Gelände waren die damaligen Aktiven Spezialisten und gewannen fast alle Begegnungen. Auf-grund dieser Erfolge und durch die Auflösung des "Sport- und Spiel-Club" stieg die Mitgliederzahl erheblich an. Neben dem Fußballspiel wurde auch sehr rege Leichtathletik betrieben. Der Verein stand in voller Blüte. Doch der erste Sturm zeigte sich schon an. Wegen "Flurschaden" auf den an den Sportplatz grenzenden Feldern mussten die "Palatianer" den Platz der Erfolge im Jahre 1911 verlassen und einen landschaftlich herrlich gelegenen Platz am Wald pachten. Im Jahre 1912 trat der Verein dem Süddeutschen Fußballverband bei. Schon in der 1. Spielsaison zeigte sich die Spielstärke der Mannschaft. Sie stand im Endspiel um die Meisterschaft der damaligen Klasse, verlor aber gegen den Endspielteilnehmer Germersheim.
Die Meistermannschaft von 1919
Der Beginn des Ersten Weltkrieges 1914/18 setzte dem Wirken des Vereins ein vorläufiges Ende. "Aktive" und "Passive" mussten dem Land gegenüber ihre Pflicht erfüllen. Vierzehn Mitglieder kehrten nicht mehr zurück. Nach Beendigung des Krieges begannen die heimgekehrten "Palatianer" den Verein neu aufzubauen und wieder eine Fußballmannschaft heranzubilden, was auch unter anfänglich schwierigen Verhältnissen gelang. Durch Liebe zum Spiel und fleißiges Training reifte im Jahre 1919 die Meisterschaft in der C-Klasse heran.
Der Siegeszug unserer 1. Mannschaft ging weiter. Nach Erringung der Bezirksmeisterschaft und dem damit verbundenen Aufstieg in die B-Klasse holte sie sich durch zwei Siege über den Bezirksmeister der anderen Gruppe Bad Dürkheim die Pfalzmeisterschaft. In den folgenden Jahren wurde zwar der Aufstieg in die nächst höhere Klasse angestrebt, aber erst im Jahre 1923 gelang der Einzug in die A-Klasse.
Da der große und unbequeme Anmarsch zu den Sportplatzanlagen am Wald ein intensives Training verhinderte, bemühte sich der Verein einen Platz in der Nähe zu erwerben. Im Jahre 1924 konnte in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs ein neuer Sportplatz eingeweiht werden, auf dem die Mannschaften nur wenige Jahre mit wechselndem Erfolg spielten.
Erstes Wettspiel auf dem Sportplatz am Bahnhof 09.11.1924
FC "Palatia" Böhl - "Pfalz" Neustadt 2 : 0
Während des Dritten Reiches wurde am Wasserturm eine neue Sportplatzanlage gebaut, so dass eine neuerliche Verlegung des Spielbetriebs vorgenommen werden musste. Auch der Name "Palatia" verschwand zwangsläufig unter dem damaligen Regime, weil in dem geschaffenen "Reichsbund für Leibesübungen" alle Sportarten vereinigt waren. Es wurde viel Wert auf die Heranbildung des Nachwuchses gelegt. Unsere 1. Jugendmannschaft spielte im Jahre 1938 gegen den BSC Oppau auf dem Reichsbahnplatz in Ludwigshafen um die Bannmeisterschaft, unterlag aber knapp mit 3:2 Toren, Die Hoffnung aus diesen Jungen eine gute und kräftige Mannschaft der Aktiven zu bilden, wurde durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939/45 zunichte gemacht.
1. Mannschaft 1939
Der Spielbetrieb der aktiven Mannschaften ging langsam aber sicher seinem Ende zu. Eine kombinierte Jugendmannschaft Böhl-Iggelheim errang während des Krieges die Westmarkmeisterschaft. Der 1. FC Kaiserslautern, als Vertreter der Westpfalz, wurde im Stadion zu Homburg, nach einem erbitterten Kampf 3:2 geschlagen. Dies war ein großer und bis jetzt einmaliger Erfolg in Verbindung mit dem Nachbarverein.
Schwere Verluste brachte uns dieser Krieg. Fast 2 aktive Fußballmannschaften verlor der Verein und nach Beendigung des Völkerringens im Jahre 1945 standen wir praktisch vor dem Nichts. Doch getreu dem Spruch und Leitwort der Alten, "die Palatia soll leben hoch", fanden sich auch hier wieder Männer, die das Schicksal des Vereins in die Hand nahmen, um den Wiederaufbau zu beginnen. Genannt sei hier vor allem Georg Diehl, der in Zusammenarbeit mit Gründungsmitgliedern und einigen jungen Leuten das Rad wieder in Schwung brachte. Die Vereine unterlagen damals der Beaufsichtigung einer misstrauischen Militärregierung, die jedes Spiel genehmigungspflichtig machte. Die Fahrten zu den auswärtigen Spielen litten unter den katastrophalen Verkehrsverhältnissen und bildeten zusammen mit der so schwierigen Beschaffung von Bällen und Sportkleidung ein Problem, das oft nur mit der Bereitschaft vieler treuer Mitglieder und Gönner gemeistert werden konnte.
Durch unermüdlichen Fleiß und Trainingsarbeit und einer selten gesehenen Kameradschaft reihte sich bald Erfolg an Erfolg. In der Pokalrunde 1947/48 wurde Böhl zum Pokalschreck und konnte erst vom späteren Finalisten FK Pirmasens, damals Spitzenverein der höchsten deutschen Spielklasse, besiegt werden.
Pokalrunde 1947/48 "Palatia" Böhl - ASV Landau 6 : 0
Beflügelt von solchen Erfolgen begann eine Trainingsarbeit, die im Spieljahr 1950/51 zur Meisterschaft der Bezirksklasse Vorderpfalz, Gruppe Mitte, führte. Auch unsere 2. Mannschaft konnte im gleichen Abschnitt Meister werden, ein Zeugnis guter Breitenarbeit.
Nach Qualifikationsspielen schaffte der Club den Aufstieg zur Landesliga. Hier konnte auf Anhieb die Halbzeitmeisterschaft und nach Beendigung der Saison die Vize-Meisterschaft errungen werden.
Durch eine neue Klasseneinteilung bedingt, zog die Palatia 1952 in die 1. Amateurliga ein, in der sie 4 Jahre mit wechselndem Erfolg spielte. Diese Jahre, die auf sportlichem Sektor zweifellos Höhepunkte der Vereinsgeschichte darstellten, wiesen der Palatia auch kulturell eine besondere Stelle in unserem Dorfe zu. Sommernachtsfeste, Theateraufführungen, der zwischenzeitlich schon zur Tradition gewordene Rosenmontagsball wurden damals ins Leben gerufen und zeigten beachtliche gemeinschafts- fördernde Wirkungen.
1. Mannschaft 1950/51 als Bezirksmeister
2. Mannschaft 1950/51
1. Mannschaft im Jahr des Aufstiegs zur Landsliga 1951
1. Mannschaft 1953
Leider war der Abstieg 1956 in die 2. Amateurliga erst Anfang einer nicht mehr aufzuhaltenden Abwärtsentwicklung bis zur B-Klasse. Dabei fehlte es keineswegs an guten Spielern, aber aus unterschiedlichen Gründen hielt es sie nicht bei ihrem Stammverein. Sie folgten den Lockungen höherklassig spielender Clubs. Eine insgesamt erfreuliche Entwicklung nahm die Jugendarbeit in unserem Verein. Zur Zeit werden 130 - 150 Schüler und Jugendliche von 8 ehrenamtlichen Trainern betreut. Herausragender Erfolg neben der Erringung von Kreismeisterschaften und der Bezirksmeisterschaft der C-Jugend war die Südwestmeisterschaft der C-Jugend im Endspiel gegen TSG Kaiserslautern 1977.
Von diesen Jugendlichen sind einige inzwischen zu brauchbaren Spielern der 1. und 2. Mannschaft herangereift. Wenn auch in diesem Jahr die Meisterschaftsambitionen, nach guter Vorrunde, wieder begraben werden mussten, so können wie doch weiterhin auf die Jugend bauen.
Nachdem im Jahr 1981 der FC Palatia sowie die VT-Böhl alleinige Träger der Turn- und Sporthallengemeinschaft wurden, übereignete die Gemeindeverwaltung das gesamte Anwesen an die TSG, wobei die Eigentumsverhältnisse neu geregelt wurden. Das Sportgelände ging in den Besitz des FC Palatia über, die Tennisanlage wurde Eigentum der VT-Böhl. Das übrige Grundstück sowie der Gebäudekomplex - ausschließlich Schützenstand - wurde gemeinsames Eigentum.